„190 Jahre, das ist schon was, das kann nicht jede Kirchen-gemeinde in Anspruch nehmen“, so Pfarrer Andreas Schneider im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten der katholischen Laurentiuskirche Großeicholz-heim.
Es sei zwar kein rundes Jubiläum, aber man könne ja nicht wissen, wer dieses dann noch mitfeiern kann. Und um das Feiern bzw. die gemeinsame Nahrungsaufnahme drehte sich dieser Festtag mit Beginn des Gottesdienstes in der wunderschön geschmückten Geburtstagskirche.
Unter dem musikalischen Rahmen des Organisten Rupert Laible und des Singkreises „Mixed Generation“ unter Leitung von Klaus Bayer zelebrierte Pfarrer Schneider einen Festgottesdienst zu Ehren des Heiligen Laurentius, der den Gläubigen nach Aussage des Pfarrers Nahrung für Körper, Geist und Seele ist.
Was liegt näher, als im Evangelium auf die Speisung der 5.000 einzugehen, die nicht nur alle satt wurden, sondern auch noch genug übrig hatten. Ganz anders würden sich die vielen Koch-Shows und Diskussionen übergesunde Ernährung im Fernsehen präsentieren, denn da würde das Wichtigste ausgeblendet. „Essen bedeutet Wärme an kalten Tagen und Erfrischung in der Hitze des Alltags“. Es sei mehr als nur Nahrungsaufnahme, es ist ein Geschenk, das man im Wissen um die schreckliche Hungersnot in Somalia noch mehr zu würdigen wisse.
Und diesem Geschenk der Einladung folgten unzählige Gäste nach dem Gottesdienst in die Tenne, wo sie neben dem Mittagessen ein kurzweiliges Programm erwartete. Immer wieder forderte Ute Hodel alle zum Mitsingen auf, die Jugendgruppe brachte das Publikum mit Minisketchen zum Lachen und der Männergesangverein präsentierte einen Auszug seines reichhaltigen Repertoires unter Dirigent Klaus Bayer.
Außerdem wurden erste Grundlagen zur Gründung eines kirchlichen Fördervereins gelegt, denn wie Pfarrer Schneider erläuterte: „Die Kirchenrenovierung kommt. Ich kann noch nicht sagen, wann genau. Aber ich weiß, dass sie kommen und dann für 25 Jahre mindestens halten muss“. Mit großem Interesse verfolgte die Gästeschar den geschichtlichen Abriss über die Entstehung und Entwicklung der katholischen Kirche St. Laurentius. Dabei ging Franz Salopek zunächst auf die Christianisierung der Region ein, die im 8. Jhd. durch Bonifazius und seine Gefolgsleute kam.
Angela Niemis-Kuhn war dann für die Details der Jubiläumskirche zuständig. Die frühe Erwähnung Großeicholzheims war auf großzügige Spenden zurück zu führen. So war z. B. nachzulesen: „Der wohlhabende Engelhard van Weinsberg vergob so einen Tail seiner Fünf Freihäfe an die Kirche.“ Und von einer Morgoreta ist die Rede, die der Kirche ihren geinzen Besitz verschenkt. Der Ertrag aus diesem – das sogenannte Margaretengeld – wurde jahrhundertelang jährlich an die Bedürftigen verteilt.
Im Großeicholzheimer Nonnenkloster an der Mauer lebten gottgeweihte Frauen im Dienst an Gott und den Menschen. Die Nonnen bezogen ihren Lebensuterhalt aus dem Nonnengut. Im Jahre 1306 wird erstmals ein Pfarrer erwähnt und mit ihm hat wohl auch eine christliche Gemeinde bestanden.
1550 wurde der Ort durch seine Herrschaft evangelisch, erst nach dem 30-jährigen Krieg entschieden einzelne Bürger, wieder zum römisch-katholischen Glauben überzuwechseln. Ende des 17. Jhds. Wurde die kleine katholische Gemeinde nach Rittersbach umgepfarrt und bis 1705 wurde die „obere Laurentiuskirche“ simultan von den Reformierten und den wenigen Katholiken genutzt.
Als diese per Dekret der Reformiertengemeinde zugesprochen wurde, bekamen die Katholiken für ihre Gottesdienste einen Raum im ehemaligen Schul- und Rathaus am Marktplatz. Doch sie sehnten sich nach einem anständigen Gotteshaus und erhielten 1766 Karl Theodor Markgraf vom Rhein die Erlaubnis, Spenden für den Kirchbau zu sammeln.
Dennoch dauerte es noch fast 50 Jahre, bis 1819 endlich die Grundsteinlegung und 1821 der fertige Rohbau gefeiert werden konnte.
Alle Fotos: Dieter Hofmann